Ein Stück lebendige Handwerksgeschichte findet seinen Platz in der Sammlung des Historischen Museums: Die Tischler-Innung Hannover, vertreten durch Obermeister Ralf Klebe, hat dem Museum ihre rund 350 Jahre Innungslade als Dauerleihgabe überlassen.
Tischlerinnung Hannover
Die kunstvoll gearbeitete hölzerne Truhe trägt die Inschrift „Das Ampt der Dischler undt Lademacher“ und die Jahreszahl 1673. Verziert ist sie mit Emblemen, die verschiedene, für das Tischlerhandwerk genutzte Werkzeuge zeigen. Die Lade wurde bis in die jüngste Zeit bei den feierlichen Freisprechungen der Tischlerinnen und Tischler eingesetzt, zuletzt 20…? in der Marktkirche. Für diese Feier wurden darin wichtige Dokumente (welche?) sowie die Kette des Obermeisters verwahrt. Die Freisprechung ist der feierliche Abschluss der Ausbildung, bei dem die Auszubildenden ihren Gesellenbrief erhalten und offiziell in die Gemeinschaft des Handwerks aufgenommen werden.
Mittelalter bis heute
Innungen, auch Zünfte, Gilden oder Ämter genannt, sind seit dem Mittelalter bestehende Zusammenschlüsse von Handwerkern oder Kaufleuten zum Schutz oder zur Förderung gemeinsamer Interessen. Vom Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit spielten sie eine zentrale Rolle in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vieler Städte in Europa. Durch Industrialisierung und Gewerbefreiheit nahm ihre Bedeutung im 19. Jahrhundert ab. Heute ist die Tischler-Innung ein freiwilliger Zusammenschluss selbständiger Tischlerbetriebe aus der Region. Zu den zentralen Aufgaben gehört die Überwachung, Förderung und Begleitung der Berufsausbildung.
Kulturgeschichte Hannovers
Mit der Übergabe der Innungslade der Tischler wird ein wichtiges Kapitel städtischer Kulturgeschichte für die Zukunft bewahrt. In der Sammlung des Historischen Museums befinden sich rund 20 weitere Amtsladen aus dem 17. und 18. Jahrhundert, beispielsweise von den Gürtlern, Töpfern, Schuhmachern, Kammmachern, Zinngießern oder Kupferschmieden. An ihnen wird die Vielfalt und die Bedeutung des Handwerks für Stadtentwicklung früher wie heute deutlich. Gleichzeitig kann man an ihnen verdeutlichen, wie wichtig Zusammenschlüsse von Menschen gleicher Interessen und die Traditionspflege seit Jahrhunderten für das städtische Leben sind.