Unter dem Titel „DECOLONIZATION : MOHRANS AFRICAN Kings and Queens“ setzte sich der aus Kenia stammende Künstler mit der gezeigten Ausstellung und mit Fragen der eigenen Identität und Geschichte auseinander. Die Auswahl von zwei Werken aus einer Vielzahl von Arbeiten traf das Historische Museum gemeinsam mit Vertreter*innen der Schwarzen Community in Hannover.

Dem HMH ist es Anliegen und Verpflichtung zugleich, die Erkenntnisse aus dem Ausstellungsprojekt in die weitere Arbeit des stadtgeschichtlichen Museums einzubeziehen sowie in Gegenwart und Zukunft die unterschiedlichen Lebensrealitäten der diversen hannoverschen Stadtbevölkerung stärker zu berücksichtigen und abzubilden.

Mit der Übernahme der beiden Gemälde finden einige Themen der Schwarzen Community aus Hannover nun (erstmals) ihren Platz in der Sammlung des Museums und werden damit Teil des kulturellen Erbes dieser Stadt.

Hintergrund

Im Rahmen der Sonderausstellung „Von goldenen Kutschen und kolonialer Vergangenheit: Hannover, England und die Sklaverei“ (2022/2023) wurde erstmalig die koloniale Vergangenheit unserer Stadt genauer betrachtet und aufgezeigt, dass Hannover bereits zur Zeit der Personalunion (1714-1837) große Anteile an der kolonialen Ökonomie hatte.

Für die Laufzeit der Ausstellung wandelte das Museumsteam die Räumlichkeiten um – in einen Ort zum Ausprobieren: zusammen mit den Kooperationspartner*innen Afrosources und Generation Postmigration e.V. sowie der Antidiskriminierungsstelle des Fachbereichs Gesellschaftliche Teilhabe und der städtischen Erinnerungskultur wurden verschiedene Veranstaltungen organisiert und durchgeführt. Gemeinsam wurde miteinander und mit den Besucher*innen diskutiert und zugleich viele Ideen auch für die weitere Zusammenarbeit entwickelt.

In den letzten Wochen der Ausstellung erhielt die ehrwürdige „Kutschenhalle“ dann noch eine völlig neue Atmosphäre – durch eine künstlerische Intervention aus einer Schwarzen Perspektive. James Audi (aka MohzArt) arbeitete unmittelbar in und mit der Ausstellung und integrierte seine Werke direkt in die bestehende Inszenierung.

 

Beteiligte

James Audi (aka MohzArt)
„Embracing acknowledging and preserving of our History and cultures expands Hannover all over.“


Daniel Kalifa, Leiter der Antidiskriminierungsstelle der LHH (Fachbereich Gesellschaftliche Teilhabe)
„Prozesse wie diese, wo Verwaltung und zivilgesellschaftliche Organisationen gemeinsam Räume schaffen, bei denen Vielfalt nicht als etwas Besonderes, sondern als etwas ganz normales verstanden wird, sind ein gutes Beispiel von echter gelebter Demokratie, bei denen Barrieren abgebaut und Brücken aufgebaut werden.“

Innawa Bouba (Vorsitzende des Vereins Generation Postmigration e.V.)
„Generation Postmigration begrüßt den längst überfälligen Prozess in welchem sich das Historische Museum für Schwarze Kunstschaffende öffnet!“


Brenda Davina, wissenschaftliche Koordinatorin „koloniales Erbe“ im Bereich Städtische Erinnerungskultur (Fachbereich Kultur)
„Die Übergabe der Werke an das Historische Museum sind ein gutes Beispiel dafür, dass Menschen aus der Zivilgesellschaft und der Verwaltung auf Augenhöhe zusammenkommen können.
Einem Schwarzen Künstler, der sich mit der Stadt Hannover verbunden fühlt, wird die Möglichkeit geboten, sich künstlerisch auszudrücken und diesen Ausdruck mit der Öffentlichkeit zu teilen. Das bedeutet dekolonisieren, und das ist es, was wir anstreben: Perspektivwechsel auf allen Ebenen.“
 

Anne Gemeinhardt, Direktorin Museen für Kulturgeschichte Hannover
„Die Arbeiten von James zeigen, wie vielfältig Ausstellungen zu historischen Themen anregen können, sich mit Fragen nach unserem gegenwärtigen Zusammenleben auseinanderzusetzen. Um zukünftig für Hannover relevant zu bleiben, wünschen wir uns im Historischen Museum mehr Positionen aus den diversen Communities.“

Katharina Rünger, Kuratorin der Sonderausstellung
„Mit dem Ankauf der beiden Werke für die Sammlung bekräftigen wir den Perspektivwechsel unseres Hauses. Themen und Standpunkte unserer diversen Stadtgesellschaft bekommen damit zukünftig mehr Raum im Historischen Museum.“

James Audi aka MohzArt im Historischen Museum Hannover (20.09. – 31.10.2023)
Über Grenzen hinaus

Der aus dem ostafrikanischen Kenia stammende James Audi hat im vergangenen Jahr im Rahmen der Sonderausstellung „Von goldenen Kutschen und kolonialer Vergangenheit: Hannover, England und die Sklaverei“ als erster afrikanisch stämmiger Künstler eine künstlerische Intervention im Historischen Museum Hannover gezeigt.

Geboren und aufgewachsen in der Vorstadt von Nairobi, Kenia, begann James früh, sich künstlerisch zu betätigen. Seine Leidenschaft für Musik, Kunst und Kreativität veranlassten ihn zu einem Studium der Massenkommunikation an einem örtlichen College in Nairobi. James konzentrierte sich dabei auf die Musikproduktion und startete eine Karriere unter dem Musik-Label Stylus Mixx Africa. Im Jahr 2017 wandte er sich auch der abstrakten Kunstszene zu.

James Arbeiten spiegeln sein afrikanisches Erbe und seine Kultur wider und verbinden traditionelle Themen mit zeitgenössischen Techniken. Seine Verwendung von leuchtenden Farben, komplizierten Mustern und eindrucksvollen Bildern schafft eine visuelle Sprache, die Emotionen weckt und das Wesentliche des afrikanischen Expressionismus der Kunst einfängt.

Unter dem Titel " DECOLONIZATION : MOHRANS AFRICAN Kings and Queens“ hat James afrikanische Könige und Königinnen gezeigt, deren Territorien nie von den westlichen Kolonialisten erobert wurden. In seiner Kunst setzt sich James mit Themen wie Identität, Geschichte, sozialem und wirtschaftlichem Wandel auseinander und lädt die Betrachtenden dazu ein, sich mit der Komplexität der afrikanischen Erfahrungen zu befassen.

 

MAMA AFRICA THE PROCREATOR  / MAMA AFRIKA DIE GEBÄRENDE

This painting is a colorful and abstract portrait that is depicting the Africa ancestory history. This paint amplifies African faces which are made up of many different shapes and colors, that represent the different aspects of our Ancestors personality as well as their experiences in life. The painting is full of energy and movement, when flipped 180 degrees the faces represents the masculine linage expressing Bravary passion and Wealth. The flip side of the Painting Represents the Mama Africa the Feminine power of our queens lunar protection with bright eyes of enlightenment, optimistic and blissful. The overall impression of the painting is Embracing and appreciating the Greatness of our Ancestory history.


Dieses Gemälde ist ein farbenfrohes und abstraktes Porträt, das die Geschichte der afrikanischen Vorfahren darstellt. Diese Farbe verstärkt afrikanische Gesichter, die aus vielen verschiedenen Formen und Farben bestehen, die die verschiedenen Aspekte der Persönlichkeit unserer Vorfahren sowie ihre Erfahrungen im Leben darstellen. Das Gemälde ist voller Energie und Bewegung. Wenn man es um 18 Grad dreht, repräsentieren die Gesichter die männliche Linie, die Bravour, Leidenschaft und Reichtum ausdrückt. Die andere Seite des Gemäldes repräsentiert die Mama Afrika, die weibliche Kraft unserer Mondkönigin, mit hellen Augen der Erleuchtung, optimistisch und glückselig. Der Gesamteindruck des Gemäldes ist die Umarmung und Würdigung der Größe unserer Ahnengeschichte.

 

THE PATHS OF OUR ANCESTORS / DIE WEGE UNSERER VORFAHREN

This painting is a powerful and moving depiction of the pain and suffering caused by racism. The figures are all rendered in a dark, muted palette, and their expressions are filled with anguish and despair. The background is a chaotic collage full of hand written statements and other ephemera, which adds to the sense of unease and oppression. This painting is a powerful reminder of the ongoing struggle for racial justice, and it is a call for all to take action to end racism in all its forms. 
In this painting MohzArt depicted a group of ancestors with a strong and vibrant expressive figures and portraits of various Africans ethnicities dressed in traditional African clothing.
The painting forms a collage of images and symbols that pays tribute aswell represent and celebrate the African culture and history. This painting signify the struggles that African people have faced, and also embracing and celebrating of their strength and resilience. The painting is a call for unity and solidarity among Africans and all human beings. The overall interpretation of this painting is to create the awareness that we are all connected to each other, and that we must work together to build a better future for ourselves, our children and the next Generations to come.

 

Dieses Gemälde ist eine kraftvolle und bewegende Darstellung des durch Rassismus verursachten Schmerzes und Leids. Die Figuren sind alle in einer dunklen, gedämpften Farbpalette gehalten und ihre Mienen sind voller Angst und Verzweiflung. Der Hintergrund ist eine chaotische Collage voller handschriftlicher Erklärungen und anderer Ephemera, die das Gefühl von Unbehagen und Unterdrückung noch verstärkt. Das Kunstwerk ist eine eindringliche Erinnerung an den andauernden Kampf für Rassengerechtigkeit und ein Aufruf an alle, Maßnahmen zu ergreifen, um den Rassismus in all seinen Formen zu beenden. In diesem Gemälde hat MohzArt eine Gruppe von Vorfahren mit ausdrucksstarken und lebendigen Figuren und Porträts verschiedener afrikanischer Ethnien in traditioneller afrikanischer Kleidung dargestellt. Das Gemälde bildet eine Collage aus Bildern und Symbolen, die die afrikanische Kultur und Geschichte würdigen und feiern. Das Gemälde steht für die Kämpfe, mit denen das afrikanische Volk konfrontiert war, aber auch für seine Stärke und Widerstandsfähigkeit, die es feiert. Das Gemälde ist ein Aufruf zu Einheit und Solidarität unter Afrikaner*innen und allen Menschen. Die Gesamtinterpretation dieses Gemäldes soll das Bewusstsein schaffen, dass wir alle miteinander verbunden sind und dass wir zusammenarbeiten müssen, um eine bessere Zukunft für uns, unsere Kinder und die nächsten Generationen zu schaffen.

 

Informationen

Anne Gemeinhardt

Anne.Gemeinhardt@hannover-stadt.de

 

Katharina Rünger

Katharina.Ruenger@hannover-stadt.de